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24 Oct 2009

Interview with Skrymer and Vreth

Author: Simon, May 2nd 2007
From BurnYourEyes Webzine
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Nach einem langem, schönen und anstrengendem Tag hüpften Gitarrist Samuli "Skrymer" Ponsimaa (S), Vokalist Mathias "Vreth" Lillmåns (V) und ich durch das Treppenhaus der Markthalle und machten uns auf den Weg zu einem der drei geräumigen Tourbusse. Offensichtlich erfreut über etwas Abwechslung und bester Dinge - wenn auch etwas ermattet - rauchten die beiden Finnen ein paar Mentholzigaretten oder tranken Weißbier, während sie mir Auskunft gaben und sich die Sonne langsam hinter den Horizont Hamburgs schob.

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt. Wie geht es euch?

S: Gut, ein wenig müde, aber das ist normal auf Tour.
V: Gut.

Wie ist das Touren? Mit dir, Mathias, habt ihr ja auch einen neuen Sänger. Ist das Touren entspannter oder noch aufregender?

V: Ich denke, die Frage sollte er dann wohl beantworten. Hehe.
S: Ja, es ist auf jeden Fall entspannter. Wir sind eher wieder bei diesem Band-Geist. Wir kommen alle super gut aus. Es gibt da keine Probleme.

Nun zu den wirklichen Fragen: Welche Themen beeinflussten euch beim Schreiben von "Ur Jordens Djup". Natur, Kunst, Politik…?

S: Musik oder Text?

Beides.

S: Natur ist wohl das zentrale Thema. Welche Inspiration noch, hm? Uns langweilten einfach die alten Stücke.
V: Ja. (lachen)
V: Das ist nicht einfach zu beantworten.
S: Es gibt hier und da Einflüsse, aber die lassen sich nur schwer aufzählen.

Von aktueller Politik oder Ähnlichem lasst ihr euch nicht beeinflussen?

V: Nein, wir halten uns von der Politik fern.

Die nächste Frage hat entfernt mit Politik zu tun. Denn besonders in Deutschland gibt es viele rechte Strömungen und rassistischen Dreck, der mit der Szene in Verbindung gebracht wird. Sorgt ihr euch da nicht, dass Rassisten auf euren Konzerten herumspazieren? Denn immerhin habt ihr ja "You Suffer" von NAPALM DEATH einst gecovert und viel politisch korrekter geht es ja nun kaum. Dennoch gibt es viele Rechte und Rassisten, die FINNTROLL mögen.

S: Das ist seltsam, denn es hat ja nun nichts mit Rassismus oder Rechtsextremismus zu tun. Der Punkt ist, dass irgendjemand irgendwann diese fabelhafte Idee hatte, dass Wikinger und Nordmänner irgendetwas mit dem rechten politischem Flügel zu tun hätten.
V: Aber wenn die zu den Konzerten kommen, ist mir das egal. Ich meine, wenn die wegen der Musik kommen…
S: Wenn sie nur wegen der Musik kommen, ist das okay.
V: Aber wenn sie versuchen, irgendwelche Scheiß-Botschaften zu verbreiten, wird es zu einem Problem.
S: Aber es passiert leider sehr, sehr häufig, dass die Bands missverstanden werden in letzter Zeit. Ich weiß es auch nicht… (seufzt)
V: (lacht)

Gibt es immer noch Bands, die ihr bewundert und mit denen ihr gerne spielen würdet, bisher aber noch nicht die Gelegenheit dazu hattet?

S: Oh, gute Frage. Ich denke, da hat natürlich jeder so seine eigene Auswahl. Aber ich würde zum Beispiel gerne mit DISMEMBER spielen.
V: Ich würde generell eben gerne mit den Bands spielen, zu denen ich aufgesehen habe, seit man klein war. DISMEMBER sind ein gutes Beispiel, ansonsten…
S: Ältere Bands eben, denn eigentlich habe ich lange kein neues Death Metal-Album mehr gekauft. Die Musik hat da ziemlich an Energie verloren. Aber, na ja, das würde nur ein langes Gezeter darüber werden, was heutzutage falsch läuft in der Musik.

Da liegt der Brückenschlag wieder nahe zu "Enemy Of The Music Business"?

S: Ja, genau! Hm… ansonsten an Bands natürlich noch NAPALM DEATH, IMPALED NAZARENE…
V: Norwegischer Black Metal…
S: Oh ja.

Ihr habt einst gesagt, es sei sehr trollish, Schwedisch für die Texte zu verwenden. Klingt denn Finnisch nicht eher exotisch und seltsam?

V: Nein, denn das Schwedisch klingt eigentlich besser mit der Musik.
S: Viel besser als Finnisch…
V: Das R lässt sich zum Beispiel viel besser rollen, und die Worte lassen sich besser ziehen, wohin gegen Finnisch…
S: Tak! Tak! Tak! (klopft dabei mit einem Feuerzeug auf den Tisch)
V: Zudem denke ich, es gibt so viele Bands aus Finnland, die Finnisch singen, und wenn man Finnisch singt, ist man schnell abgestempelt als finnische Band und außerhalb des Landes haben es damit nur wenige weit gebracht.
S: Natürlich ist das nicht die Hauptsache – es weit zu bringen, aber es passt ja eben auch besser zur Musik.
V: Ja, es passt besser zur Musik, zu der Band, und dafür wäre Finnisch einfach zu akzentuiert.

Was seht ihr, wenn ihr einen Blick in die Zukunft werft, für euch als Band?

S: Mehr Kick-Ass-Shows.
V: Neue Musik machen…
S: Hoffentlich mehr Fans zu erreichen, für mehr Kick-Ass-Shows. Eben Leute zu erreichen. Es wäre eben ideal wenn, sagen wir, fünf Leute heute im Publikum losziehen, sich die Alben kaufen, weil wir nachher so gut spielen.

Also ist es wichtig, auch weiterhin als Liveband überzeugend zu sein und nicht durch ein Image?

S: Exakt, denn da sieht man die Band ja so, wie sie wirklich ist. Bevor die Leute eben im Geschäft sehen, wie es auszusehen hat, ist es doch besser, sie live zu überzeugen.

Und was wollt ihr noch in bezug auf FINNTROLL loswerden, was muss noch gesagt werden, oder mit welchem Vorurteil wollt ihr abrechnen?

V: Wir werden oft als eine reine Saufband abgestempelt. Nach dem Schema: "Finntroll? – Die singen über Trolle und Bier…".
S: Ja, das ist nervig, denn so ist es nicht. Von diesem Ruf würden wir uns wirklich gerne trennen. Denn es ist mehr dahinter als dieses dämliche Zuprosten und so…
V: Naja, das ja auch irgendwie, aber da ist eben mehr. Natürlich ist da manchmal ein bisschen Saufen im Spiel, aber zu viele Leute sehen das als das zentrale Thema.
S: Als einziges Thema.

Wenn es nicht darum geht, worum dreht es sich denn dann? Geht es darum, Leute zu erreichen, Leute zu verändern, die Welt zu verändern oder eben einfach ein Künstlerdasein zu führen?

S: Viele Aspekte.
V: Ja, viele Aspekte. (lacht) Folklore, Schmanismus…
S: Dann sind da natürlich noch moderne Themen, die Selbstfindung und natürlich Stücke gegen Religionen. Nicht gegen das Christentum, gegen den Islam oder gegen das Judentum im Speziellen - gegen alle. Es geht um Natur-Religionen… wobei wohl eher natürliches… Benehmen und Verhalten.

Wirklich gesprächig waren die zwei Finnen nicht und machten einen ermüdeten und matten Eindruck - auch wenn sie versicherten, vom Touren nicht genug bekommen zu können. Nach dem Interview plauderten wir noch locker zehn Minuten daher, während Samuli "Skrymer" Ponsimaa, der sich auch für die Cover der Bands verantwortlich zeichnet, auf dem Blatt, das ich ihnen zum Gestalten gereicht habe, ein eindrucksvolles Kunstwerk schuf.